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15. bis 17.6.2012: 48 h neukölln

Unser Konzept

Das Ziel der 48 Stunden Neukölln ist es, etablierte, neue, professionelle sowie private Orte und gerade den öffentlichen Raum für künstlerische Arbeiten zu bespielen, zu öffnen und zu entdecken.

Wer sich als KünstlerIn oder BürgerIn in Neukölln engagieren will und die Organisation einer kulturellen Veranstaltung zum vorherbestimmten Termin übernimmt, ist automatisch TeilnehmerIn des Festivals – es bestimmt keine Jury über die Teilnahme. Jede kulturelle Veranstaltung kann (soweit sie den Prinzipien unserer Charta entspricht) Teil des Festivals sein. Eine Unterscheidung in „gute“ bzw. (zu) „schlechte“ Kunst wird nicht getroffen. Dadurch werden Räume und eine Atmosphäre geschaffen, in der kreative Prozesse und experimentelle Diskurse ohne Vorbehalte möglich sind. Die 48 Stunden Neukölln sind also im höchsten Maße demokratischen Prinzipen verpflichtet. Weiterhin fungieren sie als Schnittstelle zwischen künstlerischen und soziokulturellen Projekten, sowie der Stadtentwicklung.

Das Spektrum der Veranstaltungen umfasst also nicht nur kuratierte Hochkultur, sondern auch Outsider-Art und Amateurkunst. Dabei werden Künstlerateliers und Privaträume für das Publikum geöffnet, partizipatorische Projekte und Installationen im öffentlichen Raum initiiert und andere Orte für das künstlerische Wirken erschlossen (Hinterhöfe, Keller, Treppenaufgänge, Gärten, Privatwohnungen, Kirchen). Das Festival beruht damit auf einer „subkulturellen“ Sonderstellung, die sowohl auf der elementaren Eigeninitiative der KünstlerInnen als auch der BesucherInnen fußt.

Seit 2001 wird das breite, von Eigenengagement bestimmte Angebot selbst kuratierter Veranstaltungen immer wieder durch konzipierte Reihen ergänzt. Solche Highlight-Reihen wurden mit dem Ziel ins Leben gerufen, punktuell Qualität zu sichern, neue KünstlerInnen nach Neukölln zu holen und zugleich Ausrichtung und Profile zu schärfen. So lag der Fokus im Jahr 2008 auf Glücksmomenten und Utopien. 2009 waren unter dem Motto Humus Neukölln die Reihen Neukölln Grün, NATurBAN, Kunst an der Karl-Marx-Straße und Sakrale zu sehen. Dabei ging es gezielt um das Verhältnis von Stadt und Natur, sowie um Veranstaltungen im Grünen. Im Jahr 2010, zum 650. Jubiläum von Rixdorf/Neukölln, stand das Festival unter dem Motto Komplex650 – Neukölln erinnert sich! Es ging dabei insbesondere um Veranstaltungen, die den Themenbereich „Erinnern / Vergessen / Behalten / Verlieren“ behandelten.

Die 48 Stunden Neukölln 2012 stehen unter dem Thema „Endstation Neukölln“ und stellen das 275. Jubiläum der Zuwanderung böhmischer Glaubensflüchtlinge nach (Böhmisch)-Rixdorf in den Fokus. Auf Einladung von Friedrich Wilhelm I. siedelten religiös verfolgte Familien nach Berlin über und bezogen ihr neu errichtetes Dorf am 15. Juni 1737.

Diese historische Erinnerung, die exakt mit dem Festivalzeitraum zusammen fällt, veranlasst uns zu fragen, wie sich die Zuwanderung nach Neukölln seit 1737 entwickelt hat. Wie funktioniert das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen in der Praxis? Haben die unterschiedlichen Generationen der immer wieder neu nach Neukölln Kommenden ihr privates Glück oder gar ihr „Paradies“ hier gefunden? Warum kommen in den letzten Jahren so viele neue, international agierende Kreative nach Neukölln – und wie verändert sich dadurch das Leben m Stadtteil?

Zudem wurden im Jahr 2005 sogenannte „Kunstfilialen“ eröffnet, die häufig mit Quartiersmanagement-Gebieten zusammenfallen. Hier werden KünstlerInnen und Aktivitäten in einzelnen Kiezen zusammengeführt, Energien gebündelt und konzentriert. Es bildeten sich sechs Kunstfilialen aus (Schiller-, Flughafen-, Körner- und Reuterkiez, sowie Richardplatz und Passage). Diese Neuorganisation stärkte den Netzwerkgedanken weiter und führte zu einer nachhaltigen Verbesserung der kulturellen Infrastruktur. Die Kunstfilialen dienen dabei als wichtige Schnittstelle zwischen den KünstlerInnen selbst und gewährleisten, dass sich die in Clustern angesiedelten Mitveranstalter untereinander kennen lernen und dauerhafte Netzwerke bilden können.

am freitag, 15.6. um 19 uhr ist empfang in der galerie wissmannstraße 12.