10.12.
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Friedensnobelpreis seit 74 Jahren wieder in unfreiwilliger Abwesenheit des Gekürten und seiner Familie
China hat den Ländern der Welt gedroht, Gesandte nach Oslo zu schicken, wo heute der Nobelpreis für Frieden an Liu Xiaobo verliehen wird. Dem Boykott folgen laut Sprecherin des chinesischen Außenministeriums die „meisten Länder in der Welt, die sich für Gerechtigkeit einsetzen“. Darunter sind Afghanistan, Ägypten, Irak, Iran, Kasachstan, Kolumbien, Kuba, Marokko, Pakistan, Philippinen, Russland, Saudi-Arabien, Sudan, Ukraine und Vietnam. Serbien hat den Boykott kurzfristig nach Protesten in Belgrad zurückgezogen. Der Ombudsman für Menschenrechte Sasa Jankovic darf die Grüße des serbischen Minipräsidenten Mirko Cvetkovic persönlich überbringen. Aber wer wird den Preis in Empfang nehmen?
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Pompeji bröckelt im Dauerregen weiter
Neapel (dpa) – Im antiken Pompeji südlich von Neapel hat Dauerregen am vergangenen Mittwoch zu weiteren Einstürzen geführt. Wie die zuständige Behörde bestätigte, brach in der antiken Stätte eine zwei Meter hohe Trennmauer zwischen zwei Häusern an der Via Stabiana ein.
Außerdem kam es zu Beschädigungen an der Seitenwand eines aktuell nicht zugänglichen Gebäudes, des sogenannten «Lupanare piccolo». Am Vortag war bereits eine sieben Meter hohe Mauer eingestürzt, die das «Haus des Moralisten» umringt. Keine der eingestürzten Mauern sei von archäologischem Interesse oder mit Fresken versehen, erklärten die Experten.
Anfang November war bereits ein Gladiatoren-Gebäude in Pompeji zusammengebrochen. Es wird vermutet, dass eindringendes Wasser nach starken Regenfällen den Boden aufgeweicht und so den Einsturz von Teilen der Wände, der Fassade und des Daches bewirkt haben könnte. Der italienische Kulturminister Sandro Bondi muss sich deswegen in den kommenden Wochen einem von der Opposition eingebrachten Misstrauensantrag stellen. Er selbst wies jede Verantwortung zurück.
Pompeji am Golf von Neapel wurde im Jahr 79 nach Christus bei einem Ausbruch des Vesuvs zerstört. Bei dem Vulkanausbruch kamen Tausende Menschen ums Leben. Die Stadt wurde unter einer sechs Meter hohen Ascheschicht begraben. Seit dem 18. Jahrhundert wurde die antike Stadt zum Forschungsobjekt von Archäologen, und bis heute ist sie bei Touristen eine der beliebtesten Kulturstätten des Landes.
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Bundesgerichtshof
Mitteilung der Pressestelle
Nr. 233/2010 vom 07.12.2010
Urteil gegen Studenten wegen Ermordung eines Obdachlosen rechtskräftig
Ende August 2009 lernte der angetrunkene Angeklagte, ein Student, nachts am Bahnhof Zoo in Berlin einen alkoholkranken Obdachlosen kennen und nahm ihn mit in seine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Nachdem sich der Obdachlose auf einem Sofa zum Schlafen niedergelegt hatte, holte der Angeklagte eine Axt und spaltete dem arg- und wehrlosen Opfer den Schädel. Ein Motiv konnte das Landgericht nicht feststellen. Anschließend zerteilte der Angeklagte die Leiche, versteckte Kopf und Torso auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs und beseitigte die Spuren der Tat. Das Erlebte beeinträchtigte ihn seelisch jedoch derart, dass er sich nach zwei Tagen einer Freundin offenbarte.
Der 5. (Leipziger) Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat die Revision des Angeklagten, der vom Landgericht Berlin wegen Mordes – begangen im Zustand eingeschränkter Schuldfähigkeit – zu einer Freiheitsstrafe von 13 Jahren und zehn Monaten verurteilt worden war, durch Beschluss als unbegründet verworfen. Die Verurteilung ist damit rechtskräftig.
Beschluss vom 22. November 2010 – 5 StR 370/10
Landgericht Berlin – (529) 1 Kap Js 1756/09 Ks (1/10) – Urteil vom 14. März 2010
Karlsruhe, den 7. Dezember 2010
Pressestelle des Bundesgerichtshofs
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Binnen zweier Wochen hat das Kardinalskollegium zu Rom zwei seiner Glieder verloren. Am 22.11. war mit 90 Jahren der emeritierte Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana Urbano Kardinal Navarrete Cortés aus Spanien gestorben. Der Jesuit war der führende Eherechtler seiner Zeit und erst 2007 vom amtierenden Papst zum Kardinal kreiert worden. Am 2.12. war mit 80 Jahren Michele Kardinal Giordano aus Italien gestorben. Er war bis 2006 Erzbischof von Neapel und seit 1988 mit Purpur dekoriert und Mitglied des Konklaves von 2005. Er ist seit 18 verstorbenen Kardinälen, seit dem am 19.4.2008 im Alter von 72 Jahren verstorbenen Alfonso Kardinal López Trujillo aus Kolumbien, der jüngste Verstorbene im Kollegium.
Ralf Boeck hat in einem Blog folgendes Bemerkenswerte über den Vergeistigten zu Protokoll gegeben:
„1998 wurde sein Bruder Mario Lucio Giordano verhaftet, weil er zusammen mit einem Angestellten der Banco di Napoli verschiedenen Kleinunternehmern der Region Kredite mit Wucherzinsen von bis zu 400 Prozent gegeben hatte. Die Kredite wurden teilweise durch Schecks des Kardinals gedeckt, gegen den daher wegen Verdachts auf Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung, Wucher und Erpressung ermittelt wurde. Kardinal Giordano machte geltend, die Schecks seien Honorare für seine Neffen gewesen, die als Architekten und Bauingenieure für die Diözese tätig gewesen seien. Diese hätten dann das Geld auf das Konto ihres Vaters eingezahlt, um diesem aus finanziellen Schwierigkeiten zu helfen.
Besonders pikant war der Fall, weil Kardinal Giordano die in Süditalien weit verbreitete Wucherkriminalität wiederholt in Predigten angegriffen hatte. Nach Schätzungen belaufen sich die jährlichen Einnahmen der Camorra aus dem Schutzgeld- und Wuchergeschäft auf ca. 4 Milliarden Euro (das Drogengeschäft bringt etwa das vierfache). Der Kardinal wurde selbstverständlich nicht suspendiert oder gar abgesetzt; im Gegentum, der Vatikan und die italienische Bischofskonferenz sprachen ihm das Vertrauen aus und der päpstliche Pressesprecher beschwerte sich öffentlich über das Vorgehen der Staatsanwaltschaft – das Telefon des Kardinals war abgehört worden und zur Erzwingung der Herausgabe von Dokumenten war eine Durchsuchung der erzbischöflichen Residenz angedroht worden. Der Vatikan sah dadurch das Konkordat (den Staatsvertrag zwischen Vatikan und Republik Italien) verletzt und Ministerpräsident Romano Prodi höchstpersönlich sah sich gezwungen, öffentlich zu versichern, dass die Gesetze und die Verträge mit dem Vatikan strikt respektiert würden.
Der Kardinal wurde freigesprochen. Dass er an den Wuchergeschäften seines Bruders mitverdient hatte, war ihm nicht nachzuweisen. Dass er die eigenen Neffen (das ist wirklich klassischer Nepotismus) mit Bauaufträgen seiner Diözese versorgt hat, ist nicht strafbar und die Kirche hat es offensichtlich nicht weiter gestört.
Seither wurde gegen Kardinal Giordano erfolglos wegen Steuervergehen ermittelt. 2002 kam es dann wegen Verstoßes gegen das Baurecht zu einer Haftstrafe von vier Monaten, die auf Bewährung ausgesetzt wurde.“
Die aktuelle Statistik des Kardinalskollegiums muss wie folgt berichtigt werden:
Kardinäle mit Wahlrecht: 121
Kardinäle ohne Wahlrecht: 80
Gesamtzahl des Kollegiums: 201
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Nüscht jesacht is jenuch jelobt.
Preußische Weisheit
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Letztes Wort
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„That was the best ice cream soda I ever tasted.“ („Das war die beste Eiscreme-Soda, die ich jemals hatte.“)
Lou Costello, US-amerikanischer Schauspieler, 1959