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Berliner Abendblätter 2.00

berliner abendblaetter 2.00 am 14.3.

Live-Ticker zum Erdbeben und zum Atomunfall

Fukushima: Regierung hält Kernschmelze für möglich

VON R. MOYA, C. SCHROETER UND R. KURLEMANN – zuletzt aktualisiert: 14.03.2011 – 16:25

Düsseldorf (RPO). Die Lage im AKW Fukushima spitzt sich zu. Am Morgen gab es eine neue Explosion. Japans Regierung befürchtet nach Angaben ihres Sprechers Kernschmelzen in drei Reaktoren des schwer beschädigte Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi. In Deutschland kommt neuer Schwung in den Streit um die Restlaufzeiten von AKW. Kanzlerin Merkel hat angekündigt, die Laufzeitverlängerung für drei Monate auszusetzen.

+++ 16.15 Uhr: Allein an den Stränden der Region Miyagi wurden bei Inspektionsflügen weitere 1.000 angeschwemmte Leichen entdeckt.

+++ 16.08 Uhr: Die US-Streitkräfte haben am Montag mehrere Schiffe und Flugzeuge aus dem unmittelbaren Umkreis des von einer möglichen Kernschmelze betroffenen japanischen Atomkraftwerks abgezogen.

+++ 15.42 Uhr: Der Zustand der Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho im Norden Japans ist unklar. Dort liegen rund 3000 Tonnen hochradioaktiver abgebrannter Brennstoff. Das entspricht etwa der Menge an Brennstoff, die in 25 bis 30 Atomreaktoren gelagert wird. Bei diesem Atommüll kann es zwar nicht zu einer unkontrollierten Kettenreaktion kommen, wie bei den aktiven Meilern, doch gekühlt werden muss er trotzdem. Der Stromausfall infolge des Erdbebens soll inzwischen behoben worden sein, es soll jedoch ein Leck in einem Abklingbecken geben, so Atomberater Mycle Schneider.

+++ 15.08 Uhr: Leichensäcke und Särge werden knapp. Die Behörden in der Katastrophenregion haben die Beerdigungsunternehmen im ganzen Land um Hilfe geben, vermutlich müssen Särge und Leichensäcke aus dem Ausland angefordert werden.

+++ 14.45 Uhr: Filmverleih Warner Entertainment Japan wird den Film „Hereafter“ des Regisseurs Clint Eastwood wegen einer Tsunami-Szene nicht mehr in japanischen Kinos zeigen.

+++ 14.25 Uhr: Das Raumflugkontrollzentrum in Tsukuba rund 50 Kilometer nordöstlich von Tokio ist nach Medienberichten lahmgelegt.

+++ 13.45 Uhr: Die japanische Regierung sieht zunehmende Gefahr in Fukushima. Der Regierungssprecher sagte, für die drei Reaktoren dort sei eine Kernschmelze möglich. Eine Entwicklung wie in Tschernobyl sei aber sehr unwahrscheinlich. Durch den Zusatz von Meerwasser betrage der Wasserstand im Reaktorblock 2 wieder zwei Meter.
+++ 13.25 Uhr: Die Schweiz setzt den Bau neuer Atomkraftwerke aus. Energieministerin Doris Leuthard stoppte die Pläne für den Ersatz und Neubau von drei Atomkraftwerken bis die Sicherheitsstandards in bestehenden Anlagen überprüft und gegebenfalls angepasst worden seien.
+++ 13.20 Uhr Die Sängerin Lady GaGa will den Erdbebenopfern helfen: Der Popstar hat ein Armband entworfen, um die Menschen in Japan zu unterstützen. Das weiße Armband soll knapp sechs Euro kosten.

13.10 Uhr: Die Bundesregierung reagiert offenbar auf die Unsicherheit in der Bevölkerung. Nach Informationen aus Regierungskreisen soll die Laufzeit-Verlängerung der deutschen Atomkraftwerke ausgesetzt werden. In dieser Zeit will die Bundesregierung die Sicherheit der deutschen Kraftwerke erneut überprüfen lassen. Das berichtet Focus Online. Um 16 Uhr wird Angela Merkel eine Pressekonferenz geben.
+++ 13.00 Uhr: Im Reaktorblock 2 im Kraftwerk Fukushima waren die Brennstäbe kurzfristig komplett ohne Kühlwasser. Das teilte der Betreiber der Anlage mit. Reaktor 2 soll jetzt auch mit Meerwasser gekühlt werden. Teile der Brennstäbe in der Anlage seien beschädigt worden. Welche Auswirkungen diese Beschädigungen haben wird nicht ersichtlich.
+++ 12.56 Uhr: Wer von oder nach Japan fliegen will, muss Geduld mitbringen. Flüge aus Japan haben derzeit sieben Stunden und mehr Verspätung. Auch die Abflüge nach Japan verspäten sich um mehrere Stunden, einige Flüge wurden annulliert. Das berichten Air France und die Lufthansa.

+++ 12.53 Uhr: Das Erdbeben hat auch das Raumflugkontrollzentrum in Tsukuba rund 50 Kilometer nordöstlich von Tokio lahmgelegt. Seine Funktion werde deshalb derzeit teilweise von der US-Raumfahrtbehörde Nasa in Houston übernommen. Durch die Erdstöße seien in dem Zentrum Büros verwüstet und Teile eines Daches zerstört worden. Das Tsukuba-Testzentrum leitet die Ausbildung der japanischen Astronauten und das Startprogramm.

+++ 12.23 Uhr: Die Situation im Reaktorblock 2 spitzt sich zu. Die Agentur „Kyodo News“ meldet, der Wasserstand zur Kühlung betrage nur noch 30 Zentimeter. Der Betreiber hat das bisher nicht bestätigt. Seine letzte Meldung um 5 Uhr: der Wasserstand sei niedrig aber stabil.

+++ 12.10 Uhr: Die Bundesregierung hat Konsequenzen aus den Atomunfällen in Japan angekündigt. Die dramatische Lage des beschädigten AKW Fukushima sei ein „Einschnitt“, sagte Regierungssprecher Seibert.  In Japan seien Dinge geschehen, die bislang „als nicht vorstellbar galten – das muss uns zum Nachdenken bringen“, sagte er. Die Bundesregierung wolle aus den Atomunfällen „lernen, was daraus zu lernen ist“. Dann gelte es, die Konsequenzen umzusetzen. Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Westerwelle wollen um 16 Uhr eine Pressekonferenz geben.

+++ 11.58 Uhr: Gute Nachrichten aus Japan. Der Betreiber des Atomkraftwerkes Tokai II, Japan Atomic Power, teilte mit, der Reaktor werde bis Dienstagmorgen sicher heruntergekühlt werden können.

+++ 11.50 Uhr: Viele Wetteranstalten beschäftigen sich mit der Windvorhersage um Fukushima, die im Falle einer radioaktiven Wolke sehr wichtig sein wird. In einem Strömungsfilm der österreichischen ZAMG bis zum 16. März, ist zu sehen, dass die Wolke zunächst auf das Meer treiben wird. Am Dienstagnachmittag kann sich demnach die Weterlage so verändern, dass auch das japanische Festland erreicht wird.

+++ 11.39 Uhr: Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo News berichtet, dass jetzt auch im Reaktor 2 der Atomanlage Fukushima die atomaren Brennstäbe teilweise nicht mehr vom Kühlwasser bedeckt werden. Dadurch wird es schwieriger, eine Kernschmelze zu verhindern.

+++ 11.33 Uhr: Der CDU steht Atomstreit ins Haus. Bundesumweltminister Norbert Röttgen hat seine Partei aufgefordert, die Atomfrage neu zu diskutieren. „Die CDU kann nicht mit Antworten von gestern kommen, wenn sich heute die Welt verändert hat“, sagte Röttgen vor dem CDU-Präsidium. Wer dies tue, zeige nur, dass er nicht lernfähig sei.

+++ 11.20 Uhr: Weitere gute Nachricht: Die Verstrahlung der Bewohner in der Umgebung ist unbedenklich. Bisher war von mehr als 100 Strahlenopfern die Rede. „World Nuclear News“ hat Details: Nur bei vier Personen zeigten die Geigerzähler deutlich erhöhte Werte von mehr als 15.000 Ausschlägen.

+++11.02 Uhr: Der zu einem Hilfseinsatz nach Japan entsandter Flugzeugträger der US-Armee hat die Küste des Landes wegen erhöhter radioaktiver Strahlung am Kernkraftwerk Fukushima 1 vorübergehend wieder verlassen. Die Strahlung wurde mit sensiblen Messinstrumenten in mehreren Hubschraubern festgestellt.  Die „radioaktive Wolke“ gehe von Fukushima 1 aus. Obwohl die Verunreinigung keine Gefahr für die Gesundheit darstelle, sei das Schiff zunächst abgezogen worden, hieß es.  Bei Soldaten, die ihr ausgesetzt gewesen seien, hätten Experten keine erhöhten Werte messen können. „Die schwache Strahlung konnte einfach mit Seife und Wasser abgewaschen werden“, hieß es in der Mitteilung.

+++ 10.52 Uhr: Die Koalition in Berlin ist in Sachen Laufzeit der Kernkraftwerke unterschiedlicher Meinung. FDP-Chef und Vizekanzler Guido Westerwelle hält einen vorübergehenden Ausstieg aus der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke für denkbar. „Ich kann mir das vorstellen“, sagte er ovr Journalisten. Zugleich forderte Westerwelle die Bildung einer Expertenkommission, die eine neue Risikoanalyse der Atomkraftnutzung in Deutschland anhand der Ereignisse in Japan erstellen solle.

+++ 10.43 Uhr: Nach anfänglich starken Verlusten beruhigen sich die deutschen Aktienmärkte bereits wieder. Dax und MDax liegen nur noch mit einem Prozent im Minus. Größte Verlierer im Dax sind die Energieversoger Eon und RWE. Der Technologieindex TecDax steht schon wieder im Plus – getrieben von Solarwerten, die um bis zu 28 Prozent zugelegt haben.

+++ 10.38 Uhr: Japan wird ständig von weiteren Erdbeben erschüttert. Allein heute registrierte die US-Erdbebenwache bereits 15 Nachbeben mit einer Stärke größer als fünf. Gestern waren es 41 Beben, drei davon mit einer Stäke von über 6.

+++ 10.20 Uhr: Endlich einmal gute Nachrichten aus Japan. Lokale Medien berichten, dass es in der zweiten gefährdeten Anlage, Fukushima Daini, gelungen sei, die Reaktoren dauerhaft zu kühlen. Bisher galten auch diese Raktoren als gefährdet. Allerdings gibt es dafür noch keine offizielle Bestätigung.

+++ 10.10 Uhr: Das Bundesamt für Strahlenschutz betont, dass Radioaktivität in Deutschland lückenlos überwacht wird. Das Amt betreibt ein Netz mit 1.800 Sonden. Allein schon wegen der großen Entfernung zu Japan sind aber keine Beeinträchtigungen für Deutschland zu erwarten.

++ 9.40 Uhr: Weitere Einzelheiten zur Explosion heute morgen: Die Explosion in Reaktor 3 war stärker als diejenige in Reaktor 1. Ein Teil des Daches der Atomanlage wurde weggesprengt, orangefarbener Rauch stieg auf. Die Radioaktivität im Umfeld habe ich nicht verändert, berichtet „World nuclear news“. Auch der Druck im Reaktor sei nicht nicht erhöht. Die Experten ziehen daraus den Schluss, dass der Reaktorkern weiter intakt sei.

+++ 9.18 Uhr: Nach dem Ausfall eines weiteren Kühlsystems im Krisenreaktor Fukushima I kommt es bei den Notmaßnahmen offenbar zu Komplikationen. Der AKW-Betreiber Tepco kann nach eigenen Angaben nicht bestätigen, dass das eingeleitete Meerwasser das Innere des Reaktors Nummer Zwei erreicht hat.

+++ 9.14 Uhr: Die Aktien der deutschen Energieversorger und Akw-Betreiber RWE und Eon gaben jeweils um etwa drei Prozent nach. Auch an anderen europäischen Börsen wurden am Morgen Kursverluste verzeichnet.

+++ 9.12 Uhr: Der bayerische Umweltminister Markus Söder (CSU) will die deutsche Atompolitik nach den Katastrophen in Japan grundsätzlich überprüfen. Söder sagte am Montag im Bayerischen Rundfunk: „Ich glaube, dass Japan generell alles ändert, auch bei mir. Wir müssen jetzt unsere Position noch mal grundlegend hinterfragen.“ Es müssten alle überhaupt möglichen Risiken bedacht werden. Dazu gehörten beispielsweise auch Flugzeugabstürze, sagte Söder weiter. „Wir müssen die Kernkraftwerke so auslegen, dass sie auch gegen einen Absturz eines Verkehrsflugzeuges absolut sicher sind.“

+++ 9.09 Uhr: Erwartungsgemäß haben auch die deutschen Aktienmärkte am Montagmorgen deutlich verloren. Der Dax gab zum Handelsstart um 1,3 Prozent nach und steht kurz nach Handelsstart bei 6888 Punkten

+++ 8.27 Uhr: In der von einem Erdbeben verwüsteten Küstenregion Japans sind nach Polizeiangaben weitere 1000 Leichen gefunden worden.

+++ 8.25 Uhr: Die US-Streitkräfte haben am Montag damit begonnen, Schiffe und Flugzeuge aus dem unmittelbaren Umkreis des von einer möglichen Kernschmelze betroffenen japanischen Kernkraftwerks abzuziehen. Grund sei eine geringfügige Belastung durch radioaktive Strahlung. Der Flugzeugträger „USS Ronald Reagan“ habe sich rund 160 Kilometer vom Unglücksort entfernt befunden, als die leicht erhöhte Strahlenbelastung gemessen worden sei.

+++ 8.18 Uhr: Bei den Explosionen im Reaktor 3 des vom Erdbeben schwer getroffenen japanischen Atomkraftwerks Fukushima 1 ist der Reaktorbehälter nicht beschädigt worden. Dies teilte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) am Montag in Wien unter Berufung auf die japanische Atomaufsicht mit. Auch sei der Kontrollraum für den Reaktor weiter voll einsatzfähig.

+++ 7.44 Uhr: EU-Energiekommissar Günther Oettinger schließt als Konsequenz aus der Atomkatastrophe in Japan die vorzeitige Schließung älterer deutscher Kernkraftwerke nicht aus. Die alten Kraftwerke seien zwar ständig und umfassend nachgerüstet worden, dennoch müsse ohne jede Vorbedingung deren Sicherheit geprüft werden, sagte Oettinger am Montag im Deutschlandfunk. „Ich schließe gar nichts aus“, sagte er auf die Frage nach einem Abschalten von Anlagen.

+++ 7.38 Uhr: Im vom Erdbeben schwer getroffenen japanischen Atomkraftwerk Fukushima 1 ist in einem weiteren Reaktor das Kühlsystem zusammengebrochen. Die Kühlung von Reaktor 2 funktioniere nicht mehr, teilte der Kraftwerksbetreiber Tepco am Montag nach Angaben der Nachrichtenagentur Jiji mit. Zuvor hatte es in dem Kraftwerk erneut Explosionen gegeben.

+++ 7.17 Uhr: Singapur will wegen der Probleme in den japanischen Atomanlagen die Einfuhr von Nahrungsmitteln aus Japan auf mögliche Verstrahlungen untersuchen. Es handele sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme und es würden Proben der importierten Ware genommen, erklärte die Nahrungsmittelbehörde des Stadtstaates am Montag. Bei der Untersuchung auf eine mögliche radioaktive Verstrahlung hätten frische Produkte wie Fisch Vorrang. In Singapur gibt es zahlreiche japanische Restaurants, besonders Sushi ist bei den Menschen sehr beliebt.

+++ 7.05 Uhr: Die vom 21. bis 27. März geplanten Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Tokio sind auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben worden. Das meldet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Eine offizielle Bestätigung seitens des Veranstalters und des Eislauf-Weltverbandes ISU stand am frühen Montagmorgen noch aus. Die ISU hat für Montag eine Entscheidung angekündigt.

+++ 6.26 Uhr: Viele Unternehmen in Japan mussten wegen der Zerstörungen die Produktion in wichtigen Fabriken einstellen. So blieben alle Toyota-Werke in Japan am Montag geschlossen. Die Aktie gab um 7,9 Prozent nach. Honda-Papiere lagen ebenfalls mit 7,9 Prozent im Minus. Sony-Aktien gaben um 9,3 Prozent nach.

+++ 6.12 Uhr: Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Matthias Miersch, hält einen schnellen Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland für möglich. „Bevor Schwarz-Gelb die Laufzeitverlängerung durchgesetzt hat, war der Atomausstieg bis 2020 geplant. Aber der Anteil der erneuerbaren Energie wächst sogar noch schneller als Rot-Grün erwartet hat. Deshalb denke ich, dass wir noch früher von Atomenergie unabhängig werden können“, sagte Matthias Miersch der in Hannover erscheinenden „Neuen Presse“.

+++ 6.06 Uhr: Kabinettssekretär Yukio Edano bestätigte den Zwischenfall im dritten Reaktorblock des Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi. Die Betreiberfirma Tokyo Electric Power Co teilte mit, die Strahlenbelastung am Explosionsort bewege sich mit 10,65 Mikrosievert deutlich unter dem Grenzwert von 500 Mikrosievert.

+++ 5.47 Uhr: Angesichts des Ausmaßes der Erdbebenkatastrophe in Japan hat der Aktienmarkt in Tokio am Montag starke Kursverluste verzeichnet. Der Nikkei-Index mit den 225 wichtigsten Werten fiel bis zum frühen Nachmittag (Ortszeit) um sechs Prozent auf 9631 Punkte. Beim breiter gefassten Topix betrug der Verlust sogar 7,4 Prozent. Die Betreiberfirma mehrerer havarierter Reaktoren, Tepco, wurde wegen einer Fülle von Verkaufsaufträgen vom Handel ausgesetzt.

+++ 5.30 Uhr: Die Behörden in Japan haben am Montag eine erneute Tsunami-Warnung für die Nordostküste des Landes offiziell aufgehoben. Der Fernsehsender NHK hatte kurz zuvor unter Berufung auf die Feuerwehr berichtet, in Folge des schweren Nachbebens vor der Küste Japans rolle eine Tsunami-Welle auf das Land zu, die bis zu drei Meter hoch sein könne.

+++ 5.15 Uhr: Bei der Explosion im Reaktorblock drei wurden nach Angaben der Atomsicherheitsbehörde sechs Arbeiter verletzt. Die Betreibergesellschaft Tokyo Electric Power Co hatte zuvor von drei verletzten und sieben vermissten Personen gesprochen.

+++ 5.10 Uhr: Die japanische Regierung hat eine für Montag geplante dreistündige Stromabschaltung in Tokio und anderen Städten abgesagt. Kabinettssekretär Yukio Edano rief alle Bürger stattdessen zum Energiesparen auf. Sollte das nicht reichen, werde die angekündigte Stromrationierung in acht Präfekturen umgesetzt.

+++ 5 Uhr: Bei der Explosion im Reaktor 3 im Atomkraftwerk Fukushima I wurden nach Mitteilung der Betreiberfirma Tepco drei Menschen verletzt und sieben werden noch vermisst.

+++ 4.45 Uhr: Nach der Explosion im Atomkraftwerk Fukushima I gibt es nach Angaben der Regierung keine veränderten Strahlenwerte um den Komplex. Bei dem Vorfall am Montag seien sechs Menschen verletzt worden.

+++ 4.30 Uhr: Wegen des schweren Tsunamis berät die japanische Notenbank Kreisen zufolge über eine weitere geldpolitische Lockerung. Ein entsprechendes Treffen sollte am frühen Morgen (MEZ) beginnen. Zuvor hatte die Notenbank der Finanzbranche bereits 15 Billionen Yen zur Verfügung gestellt, um die Märkte zu beruhigen. Japanische Aktien verzeichneten am Montag starke Verluste. Der Nikkei lag über fünf Prozent im Minus. Die Leitzinsen liegen in Japan bereits bei fast null Prozent. Experten zufolge hat die Notenbank deswegen wenige Optionen und sollte sicherstellen, dass den Geschäftsbanken das Geld nicht ausgeht, wenn viele Sparer Beträge abheben.

+++ 3.50 Uhr: An der Küste der Präfektur Miyagi werden nach einem Bericht der Agentur Kyodo etwa 2000 Leichen gefunden.

+++ 3.41 Uhr: Trotz der erneuten Explosion im Atomkraftwerk Fukushima I ist nach Angaben der Regierung die Hülle um den betroffenen Reaktor offenbar noch intakt. Es sei unwahrscheinlich, dass eine größere Menge Radioaktivität ausgetreten sei.

+++ 3.31 Uhr: Die japanische Wetterbehörde teilt mit, dass kein Tsunami registriert worden sei.

+++ 3.23 Uhr: Die japanische Notenbank erhöht ihre Geldspritze für den Markt nach einem Bericht der Agentur Kyodo auf 15 Billionen Yen  (131,6 Milliarden Euro).

+++ 3.10 Uhr: Im japanischen Unglückskraftwerk Fukushima I hat sich am Montag nach offiziellen Angaben erneut eine Wasserstoffexplosion ereignet. Betroffen sei der Reaktor 3 der Anlage, teilte die Atombehörde mit. Zuvor war einem Fernsehbericht zufolge Rauch aus dem Reaktor aufgestiegen.

+++ 3.08 Uhr: Der Wirtschaftsprofessor von der Saitama-Universität, Koetsu Aizawa, sagt ein pessimistisches Szenario voraus: „Kurzfristig wird der Markt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit leiden und Aktienwerte werden fallen. Die Menschen könnten ein bereits geschwächtes Japan erleben, überschattet von einem wachsenden China, das von diesem Erdbeben den Todesstoß versetzt bekommt.“

+++ 3.06 Uhr: Die japanische Zentralbank reagierte mit einer Rekordfinanzspritze in Höhe von sieben Billionen Yen (61,4 Milliarden Euro) für die Geldmärkte. Die Bank kündigte weitere Finanzhilfen an.

+++ 3 Uhr: Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo wird an der Küste der Präfektur Fukushima ein weiterer Tsunami erwartet. Er soll drei Meter hohe Wellen mit sich bringen.

+++ 1.57 Uhr: Das US-Finanzministerium kündigt an, die Märkte wegen der Krise in Japan genau zu beobachten.

+++ 1.42 Uhr: Die Situation in dem japanischen Katastrophen-AKW bleibt nach den Worten von Ministerpräsident Naoto Kan besorgniserregend. Man tue alles, um Schäden zu verhindern.

+++ 0.33 Uhr: Die Strahlung im japanischen Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi liegt weiterhin über den gültigen Grenzwerten. Es gebe aber keinen Grund zur Panik, sagte ein Sprecher der japanischen Atomsicherheitsbehörde, Naoki Kumagai, am Montag. Stünde der Reaktor kurz vor einer Kernschmelze, wäre die Strahlung wesentlich höher, betonte er.

Tag 2 nach der Katastrophe

Atom-Alarm in drei AKW

VON C. SIEDENTOP, B. KRAUSS UND S. FABRIZIUS – zuletzt aktualisiert: 14.03.2011 – 00:15

Tokio (RPO). Japan zittert vor dem atomaren Gau. Drei Tage nach dem Erdbeben kam es am Sonntag in drei AKWs zu Problemen. Die Betreiber versuchen zu beruhigen. Die Aufraumarbeiten zeigen, dass wohl mehr als 10.000 Menschen ums Leben kamen. In Deutschland ist aufs Neue die Atom-Debatte entbrannt.  Wir berichten aktuell.

+++ 0.39 Uhr: Die Strahlenbelastung am Kraftwerk Fukushima I ist auf 751,2 Mikrosievert pro Stunde gestiegen. Das entspräche der Strahlung bei einer Röntgenaufnahme, sagte eine Sprecherin des Betreiberunternehmens. Dieser Wert ist deutlich höher als die letzten veröffentlichten Messwerte. Die lagen bei etwa 50 Mirkosievert pro Stunde.

+++ 0.00 Uhr: Der Landtagswahlkampf hat jetzt endgültig das Thema Atomkraft. Baden-Württembergs SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid hat angekündigt, im Falle eines Regierungswechsels die beiden ältesten Atommeiler im Land bis Jahresende abzuschalten. „Ich werde in Baden-Württemberg alles in Bewegung setzen, die beiden ältesten Meiler in unserem Land bis Jahresende stillzulegen“, sagte Schmid unserer Redaktion. Betroffen davon wären die Reaktoren Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1.

+++ 23.50 Uhr: Die BBC berichtet, dass die Strahlung im Kraftwerk Fukushima trotz aller Maßnahmen weiter erhöht sei. Das hätten die Betreiber der Anlagen mitgeteilt. Im Kraftwerk Tokai sei zwar die ursprüngliche Kühlanlage ausgefallen, aber das Notsystem funktioniere problemlos.

+++ 23.10 Uhr: Die Internationale Atomenergiebehörde informiert, dass nach japanischen Angaben die Werte für die Radioaktivität in der Umgebung des Kraftwerks Onagawa wieder auf normale Werte zurückgegangen seien. Dort war mehrfach erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Diese Strahlung soll durch den Wind nach dem Druckablassen im Unglücksreaktor Fukushima freigesetzt worden sein soll.

+++ 22.40 Uhr: Die ehemalige Direktorin für Reaktorsicherheit bei der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien, Annick Carnino, sieht die Auswirkungen eines Tsunamis in der Prüfung der Reaktoren zu gering berücksichtigt. Ein Tsunami dieser Größe sei in Japan als Gefahr nicht berücksichtigt worden, sagte sie dem „Standard“ in Österreich. Sie bestätigte, dass in diesem Jahr eine Entscheidung fallen sollte, ob der 40 Jahre alte Unglücksreaktor weiter laufen darf.

+++ 22.14 Uhr: Im ZDF-Heute-Journal werden Rückkehrer aus Japan am Frankfurter Flughafen befragt. Ein Notfallmediziner berichtet von mangelnder Organisation der Helfer. Er habe als Arzt helfen wollen, es gebe auch genug zu tun, aber niemand kümmere sich um externe Helfer und koordiniere deren Einsatz. Auch andere deutsche Helfer kehrten unverrichteter Dinge zurück.

+++ 22 Uhr: Die wirtschaftliche Entwicklung Japans bereitet Sorgen. Die Ratingagentur Moody’s bleibt jedoch gelassen. Um eine drohende Bonitäts-Herabstufung zu verhindern, komme es nun auf eine Reduzierung des Haushaltsdefizits an. „Die Regierung eines großen und reichen Landes sollte in der Lage sein, örtlich begrenzte Naturkatastrophen zu bewältigen“, sagte der Moody’s-Japanexperte Tom Byrne am Sonntag.

+++ 21.36 Uhr: Nach dem verheerenden Erdbeben in Japan steht offenbar der Motorrad-Grand-Prix am Ostersonntag (24. April) vor der Absage. Wie die Fachzeitschrift „Motorsport aktuell“ berichtet, sind Teile der Rennstrecke in Motegi aufgerissen, auch die Honda Collection Hall soll beschädigt worden sein. Außerdem sei die Infrastruktur in der Umgebung des „Twin-Rings“ völlig zerstört. Die Rennstrecke liegt nur 200 Kilometer von Sendai entfernt.

Es müsse überlegt werden, was Deutschland aus den Ereignissen in Japan lernen könne, sagte Merkel am Sonntagabend im ARD-Fernsehen. Es müsse dabei auch über eine „Sicherheitüberprüfung“ der deutschen Kernkraftwerke geredet werden.

+++ 21.21 Uhr: Die US-Atomaufsichtsbehörde geht nicht davon aus, dass auf Hawaii und die US-Westküste gesundheitsschädliche radioaktive Belastungen aus Japan zukommen. Der Wind soll weiterhin nach Osten wehen. Eine atomare Wolke würde zunächst auf den Pazifik hinausgetrieben.

+++ 20.55 Uhr: Die versicherten Schäden des Erdbebens in Japan könnten sich nach Schätzung der Risikoexperten von AIR Worldwide auf bis zu knapp 35 Milliarden Dollar belaufen. Diese Berechnung berücksichtige allerdings nicht die Auswirkungen des auf das Beben folgenden Tsunami und einer etwaigen Atomkatastrophe, teilte die auf die Berechnung von Naturkatastrophen-Schäden spezialisierte US-Firma am Sonntag mit.

+++ 19.54 Uhr: Die zehn Deutschen, die während des Erdbebens in Japan auf dem Gelände des Atomkraftwerks Fukushima I tätig waren, sind auf dem Rückweg nach Deutschland. Nach Auskunft eines Sprechers des Kraftwerkherstellers Areva waren sie bei dem japanischen Kraftwerksbetreiber Tepco, um ein Prüfsystem vorzustellen. Die zehn Mitarbeiter des Unternehmens seien unverletzt, es gehe ihnen den Umständen entsprechend gut. Während des Bebens hätten sie sich in Block 4 des Atomkraftwerks aufgehalten, der nicht in Betrieb gewesen sei. Zu den näheren Umständen sagte der Sprecher nichts.

Am Montag solle es eine Pressekonferenz geben, auf dem sich mindestens einer der Betroffenen äußern werde.

+++ 18.46 Uhr: Für deutsche Unternehmen ist die Erdbeben-Katastrophe von Japan bislang relativ glimpflich verlaufen. Sprecher mehrerer deutscher Konzerne sagten der Nachrichtenagentur dapd am Wochenende, ihre Angestellten seien wohlauf und die Anlagen weit von dem beschädigten Atomkraftwerk in Fukushima entfernt. Zehn deutsche Mitarbeiter des Kraftwerkherstellers Areva, die während des Erdbebens auf dem Gelände des Unglücksreaktors Fukoshima I arbeiteten, sind nach Medieninformationen „gesund und wohlauf“.

+++ 18.37 Uhr: Der Betreiber des AKW Tokai südlich von Fukushima bestätigt einen „teilweisen“ Ausfall des Kühlsystems. Anlass zur beunruhigung sieht er nicht. Die Reparatur sei derzeit im Gange. Eine Kühlpumpe sei ausgefallen, eine Zusatzpumpe arbeite jedoch und kühle den Reaktor.

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Letztes Wort
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: „If this is dying, then I don’t think much of it.“ („Wenn das das Sterben ist, halte ich nicht viel davon.“)
Lytton Strachey, britischer Schriftsteller, 1932